Gemeinde Rosenberg

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Biographie von Hermann Sorg

In der schon sprichwörtlichen Sieger-Köder-Bibel (mittlerweile in der 8. Auflage erschienen), in zahllosen Schulbüchern, Bibeldeutungen, Meditationstexten, auf dem Hungertuch 1996 von "Misereor" und in Pfarrbriefen sind seine farbenfrohen und aussagekräftigen Bilder zu sehen. An seinen Wirkungsstätten in Ostwürttemberg hat er seine Spuren hinterlassen: Altäre, Bildfenster, Plastiken. Große Werke finden sich auch in Paris, bei Rom, im österreichischen Graz, im norddeutschen Vreden, in St. Heinrich in Kiel, in St. Johannes in Piflas/Landshut und auf dem Jesuitenfriedhof in Pullach.

Er ist ein echter Schwabe. 1925 wurde er in Wasseralfingen geboren, heute ein Stadtteil von Aalen im Ostalbkreis. Dort ging er in die Volksschule, später in das wenige Kilometer entfernte Ellwangen, wo er am humanistischen Peutinger-Gymnasium Abitur machte. Gleich darauf musste er in den Krieg, erlebte die Invasion und geriet in amerikanische Gefangenschaft, aus der er am Heiligen Abend 1945 nach Hause zurückkehrte.

Nach einem Kunst- und Anglistikstudium wurde er Lehrer am Aalener Schubartgymnasium. Mit 40 Jahren - wenn die Schwaben bekanntlich gescheit werden - hängte der Oberstudienrat seinen Beruf an den Nagel und studierte katholische Theologie in Tübingen und München. 1971 wurde er zum Priester geweiht. Nach vier Vikarsjahren in Ulm ging er schließlich 1975 als Pfarrer in die beiden Kirchengemeinden Hohenberg und Rosenberg im nordwestlichen Ostalbkreis.

1995 wurde er siebzigjährig pensioniert und lebt seitdem in Ellwangen als vielbeschäftigter Aushilfsseelsorger und Maler. In erster Linie war und ist er jedoch Pfarrer. Er sah sich als Diener seiner Gemeinden und als solcher nahm er intensiv an ihren Freuden aber auch an ihrem Leid Anteil. Er feierte die Feste in Rosenberg und Hohenberg und gestaltete viele "Zeltabende", wie seine von ihm konzipierten Programme im Festzelt genannt wurden.

Er legte aber auch ganz schnell den Malerpinsel zur Seite, wenn er ans Bett eines Kranken oder zu einem Unfall gerufen wurde. Die Sakramentenvorbereitung nahm er genauso ernst wie den Unterricht an der örtlichen Karl-Stirner-Grund-und Hauptschule oder seine beiden Kirchengemeinderatsgremien und die ehrenamtlichen Mitarbeiter.

Die Renovation der beiden Pfarrkirchen und einiger Kapellen wurde Anlass für neue Bilder. Die Zusammenarbeit mit der evangelischen Nachbarkirchengemeinde Hummelsweiler war ihm ebenso wichtig wie die Kontakte nach außen oder zu alten Freunden aus der Jugend- und Studentenzeit. Über seine Pfarreien hinaus bekannt wurde er durch seine biblischen und theologischen Bilder. Der Idealfall, sowohl ein Kunst- wie auch ein Theologiestudium absolviert zu haben, macht ihn zu einem hervorragenden Deuter des Alten und Neuen Testaments, kurz zu dem "Pfarrer, der mit Bildern predigt". Zu seinen bekanntesten Werken zählt das 1973 entstandene "Mahl mit den Sündern" im Landhaus des römischen Germanicums "San Pastore" unweit von Rom. Kaum ein modernes Religionsbuch, das beim Thema "Abendmahl" nicht auf diese heutige Interpretation dieses Mahls Jesu eingeht. Für die deutsche katholische Gemeinde in Paris schuf er ein dreiteiliges Altarbild, aufdem er Abbé Stock ein Denkmal setzte, dem deutschen Seelsorger in Paris, der im III. Reich viele hundert Widerstandskämpfer zur Hinrichtung begleiten musste. Die Aussegnungskapelle der Jesuiten in Pullach bei München erhielt vier großformatige Bildfenster mit den ignatianischen Exerzitien als Thema.

Eine neue Kirche in Landshut bekam sechzehn große und vier kleine Bildfenster zur Heilsgeschichte, eine Krebsnachsorgeklinik in Oberstaufen ein ebenfalls dreiteiliges Altarbild. Sieger Köder ist ein Mensch, der andere Menschen zum Leben und Arbeiten braucht. Theologen als Freunde verschaffen ihm viele Bildideen. Mit Jugendfreunden, die heute selber Maler und Kunstlehrer sind, geht er auf Exkursionen und Reisen. Weil Hohenberg, eine seiner beiden früheren Pfarrkirchen, dem Pilgerapostel Jakobus geweiht ist, machte er sich auf dessen Spuren und ging schon mehrmals französische Pilgerwege und den großen nordspanischen „Camino“ nach Santiago de Compostella. Daraus entstanden neue Bilder, Bücher, Filme und einzigartige "Zeltabende". Mit Mitgliedern seiner Kirchengemeinden machte er Kunstfahrten durch halb Europa. Unvergesslich war eine Vortragsreihe zur Kunstgeschichte, mit denen er einen Winter lang interessierte Mitglieder seiner früheren Pfarreien begeisterte. Sieger Köder hat mittlerweile das Dreivierteljahrhundert überschritten. Wenn ihn auch manchmal gewisse altersbedingte Mühen plagen, so ist er doch fit und hat noch jede Menge Bild- und andere Ideen. In der Ecke seines Ateliers steht ein Karton mit vielen Kuverts. Es sind Aufträge, die er angenommen hat, und die der "Malerpfarrer" (so möchte er tituliert werden) hoffentlich noch alle verwirklichen kann.

Hermann Sorg